Wildwasser

350 Mal Rat gesucht - und gefunden

 Starke Auslastung der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt

Weiblich, unter 21, aus Oldenburg – und mit Stabilisierungsbedarf. So der Durchschnitt aller Ratsuchenden bei der Anlauf- und Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. In tatsächlichen Zahlen heißt das: 349 Bürger wandten sich im vergangenen Jahr an „Wildwasser“, davon 306 zum allerersten Mal, so Rita Schilling. Insgesamt verzeichnete das Team 1414 (Vorjahr: 1195) so genannte „Beratungskontakte“, sprich: persönlichen und telefonischen Austausch mit – wie auch immer – Ratsuchenden nach jeglicher Form des sexuellen Missbrauchs.

Stabilisierung nötig

In 59 Prozent aller Fälle waren dies die direkt Betroffenen selbst, ihnen folgen vor allem soziale Fachkräfte und besorgte Mütter. Insgesamt 61 Prozent aller Ratsuchenden kommen direkt aus dem Stadtgebiet Oldenburg, eine hohe Zahl von Ratsuchenden – insgesamt 39 Prozent – kommt unter anderem aus dem Landkreis Oldenburg, in dem es auch entsprechenden Beratungsbedarf gibt. Deshalb ist Wildwasser auch im Landkreis mobil unterwegs. Insgesamt 48 persönliche Gespräche wurden dort geführt, zudem gab es 90 persönliche Beratungen im Kreishaus Wildeshausen.  Allesamt Aufeinandertreffen, die vor allem dazu dienen sollen und können, die Ratsuchenden zu stabilisieren, ihnen neuen Halt zu geben und sie in der so schwierigen Phase der ganz persönlichen, intimen Auseinandersetzung nach vorn schauen zu lassen. 

Gleiches gilt für die Krisenintervention, etwas seltener angefragt – aber nicht minder schwerwiegend und drängend. Wenn also ein Missbrauch noch in naher Vergangenheit liegt oder ein länger zurück liegendes Ereignis plötzlich wieder Raum einnimmt nimmt und Bilder und Erinnerungen hochkommen lässt, die eigentlich endgültig verdrängt schienen.

Seit dem vergangenen Jahr wird hier auch eine psychosoziale Prozessbegleitung angeboten. Cornelia de Vries unterstützt darin Opfer von Straftaten, die während eines Gerichtsprozesses als Zeugen aussagen müssen – derzeit 18 Personen. Das erfordert eine intensive Begleitung vorher, während des Prozesses und im Anschluss. Noch wird dieses Projekt bezuschusst, wie die Finanzierung über das Jahr 2015 hinaus erfolgt, ist ungewiss. 

Workshops in Schulen

Ganz sicher ist jedoch, dass das Wildwasser-Präventionspaket „Chatten – aber sicher?!“ überaus gut angenommen wird und auch mindestens mittelfristig seine Daseins-Berechtigung hat. Cybermobbing, Sexting und Medienkompetenz stehen da im Fokus des Aufklärungsprojektes für Schulen: Elternabende, Infoveranstaltungen und geschlechtsspezifische Workshops verhelfen zu mehr Online-Verständnis und beim Umgang mit ebensolchen Gefahren, so Beraterin  Kerstin Koletschka

Da das Angebot nicht gefördert wird, ist Wildwasser wie in so vielen anderen Fällen (Personal- und Sachkosten) auf Spenden angewiesen. Von den 295 316 Euro an Einnahmen im Jahr 2014 kam rund ein Drittel aus Spenden. 


  www.wildwasser-oldenburg.de  

Inhaltsverzeichnis
Nach oben