Erstmals seit acht Jahren sind die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen in Niedersachsen wieder größer geworden. Das Verdienstgefälle habe sich 2014 von 20 auf 22 Prozent erhöht, teilte das Landesamt für Statistik in Hannover am Donnerstag mit. Der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Männern lag bei 18,75 Euro, der von Frauen bei 14,60 Euro.
Hauptgrund für die Entwicklung seien die deutlich gestiegenen Löhne im produzierenden Gewerbe, in dem vorwiegend Männer tätig sind. Im Dienstleistungs- und Pflegebereich, in dem mehr Frauen arbeiten, erhöhten sich die Stundenverdienste dagegen kaum, teilweise gingen sind sie sogar zurück.
Die Grünen machten am Donnerstag im niedersächsischen Landtag mit kleinen Zitronenkuchen symbolisch auf die Lohnungleichheit aufmerksam. Abgeordnete verteilten Kuchenstücke auf Pappdeckeln, denen 22 Prozent ihrer Größe fehlten. Anlass ist der „Equal-Pay-Day“ am Freitag - er markiert jenen Tag, bis zu dem Frauen über den Jahreswechsel hinaus arbeiten müssten, um rechnerisch auf das durchschnittliche Jahresgehalt männlicher Beschäftigter zu kommen.
Für die Metallbranche erklärte der norddeutsche Arbeitgeberverband, anders als behauptet betrage die tatsächliche Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen weniger als zwei Prozent. Nordmetall-Hauptgeschäftsführer Nico Fickinger sagte, die weiteren 20 Prozent seien auf die unterschiedliche Berufswahl von Männern und Frauen, die höhere Teilzeitquote und längere berufliche Auszeiten zurückzuführen. „Es ist falsch, dass gleiche Arbeit unterschiedlich bezahlt wird“, sagte Fickinger. „Die amtliche Statistik vergleicht Äpfel mit Birnen.“ Eltern und Lehrer sollten nach Ansicht des Arbeitgeberverbandes Mädchen motivieren, öfter Berufe in der Industrie zu wählen.