Als Karneval (auch FastnachtFasnachtFasnetFaschingFasteloovendFasteleer oder fünfte Jahreszeit) bezeichnet man zahlreicheBräuche, mit denen die Zeit vor dem Aschermittwoch ausgelassen gefeiert wird. Karneval wird weltweit im Vorfrühling begangen, anfänglich fast nur in katholischen Gebieten. Mit dem Aschermittwoch beginnt die sechswöchige Fastenzeit zur Vorbereitung auf das Osterfest.

Der Karneval wird sehr unterschiedlich gefeiert: KarnevalsumzügeMasken, Musik und das Verkleiden spielt eine Rolle. Eine ganz eigenständige Vitalität entwickelte der Karneval in Lateinamerika, etwa beim Karneval in Rio. Bekannt sind auch der Karneval in Venedig, in Kanada der Karneval von Québec, der Mittfasten-Karneval am Sonntag Laetare in Stavelot und anderen Orten der belgischen Ostkantone sowie in Spanien der Karneval von Santa Cruz de Tenerife und der Karneval in Cádiz. Auch in den Südstaaten der USA gibt es eine ausgeprägte Karnevalstradition. Man verwendet etwa in New Orleans die französische Bezeichnung Mardi Gras (Fetter DienstagFastnachtsdienstag). In Südafrika gibt es den Karneval in Namibia. In Deutschland sind „Hochburgen“ das Rheinland und die schwäbisch-alemannische Fastnacht, doch ist das Brauchtum inzwischen in ganz Deutschland anzutreffen.


Geschichte
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Vorläufer des Karnevals wurden bereits vor 5000 Jahren in
 Mesopotamien gefeiert, im Land mit den ersten urbanen Kulturen. Eine altbabylonische Inschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. gibt Kunde davon, dass unter dem Priesterkönig Gudea ein siebentägiges Fest gefeiert wurde und zwar nachNeujahr als symbolische Hochzeit eines Gottes. Die Inschrift besagt: „Kein Getreide wird an diesen Tagen gemahlen. Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrn Seite. Die Mächtige und der Niedere sind gleichgeachtet.“ Hier wird zum ersten Mal das Gleichheitsprinzipbei ausgelassenen Festen praktiziert und dies ist bis heute ein charakteristisches Merkmal des Karnevals.Altertum
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In allen Kulturen des Mittelmeerraumes lassen sich ähnliche Feste, die meist mit dem Erwachen der Natur im Frühling in Zusammenhang stehen, nachweisen: In Ägypten feierte man das ausgelassene Fest zu Ehren der Göttin Isis und die Griechen veranstalten es für ihren Gott Dionysos und nennen es Apokries.

Die Römer schließlich feierten vom 17. Dezember bis 19. Dezember die Saturnalien zu Ehren ihres Gottes Saturnus. Das Fest war verbunden mit einem öffentlichen Gelage, zu dem jedermann eingeladen war. Hinrichtungen wurden wegen der Saturnalien verschoben. Sklaven und Herren tauschten zeitweise die Rollen, feierten und saßen gemeinsam myrtenbekränzt bei Tische, tranken und aßen, konnten jedes freie Wort wagen und überschütteten sich mit kleinen Rosen. Aus den Rosen entstand möglicherweise das in unseren Tagen bekannte Konfetti. Die Römer veranstalteten bereits farbenprächtige Umzüge, bei denen ein geschmückter Schiffswagen umhergezogen wurde.

Jedoch werden in der aktuellen Forschung Termine wie Saturnalien oder Lupercalien als Ursprung des Fastnachtsbrauchtums stark angezweifelt. In vielen Masken, Figuren und Bräuchen scheinen sich auch vorchristliche, beispielsweise Riten der keltischen Religion erhalten zu haben, die den Wechsel vom kalten Winterhalbjahr in das warme und fruchtbare Sommerhalbjahr beinhalten. Den Winter habe man versucht zu vertreiben, indem man sich als Geister, Kobolde und unheimliche Gestalten aus der Natur verkleidete und mit Holzstöcken wild um sich schlug oder mit einer Rassel oder Ratsche (Schnarre) Krach machte. Die neuere Forschung bezweifelt mittlerweile auch die germanische Theorie: Sie führt an, dass sich Bräuche und Feste nicht mit einer Unterbrechung von mehreren Jahrhunderten überliefert haben könnten und gehen daher von der heutigen Fastnacht als einem christlichen Fest aus.

Germanische Theorien (sogenannte Kontinuitätsprämissen) hatten insbesondere während des Nationalsozialismus Konjunktur, werden heute aber teilweise unbewusst noch immer zitiert. Die Skepsis gegenüber allen Theorien, die eine Überlieferung germanischen oder keltischen Brauchtums annehmen, hält seit dem Zweiten Weltkrieg ungebrochen an.

Es ist aus diesem Grund davon auszugehen, dass über mehrere Jahrhunderte keine Feste ähnlich der Fastnacht stattfanden, sondern diese eher im hohen und späten Mittelalter mit der Fastenzeit entstanden.

Mittelalter [Bearbeiten]

Im mittelalterlichen Europa feierte man zwar in Kirchen, jedoch nicht offiziell kirchlich Narrenfeste vom 12. Jahrhundert bis zum Ende des 16. Jahrhunderts um den Epiphaniastag, den 6. Januar. Dabei übernahmen die unteren Kleriker vorübergehend Rang und Privilegien der höheren Geistlichkeit. Kirchliche Rituale wurden parodiert. Selbst ein Pseudopapst wurde gekürt, am 28. Dezember, am Tag der unschuldigen Kinder, wurde oftmals ein Kinderbischof gekürt, welcher dem Rollentausch ähnlich dem Pseudopapst gleichkam. In Gestalt von Prozessionen wurden auch die Bewohner der Städte am Fest beteiligt. Auch während der eigentlichen Karnevalstage waren Narren- oder Eselsmessen weit verbreitet.
„Fasching von Međimurje“, Nordkroatien(2011)

Eine der ältesten Erwähnungen der Fastnacht findet sich in der Speyerer Chronik des Stadtschreibrs Christoph Lehmann von 1612, der aus alten Akten berichtet: „Im Jahr 1296 hat man Unwesen der Fastnacht etwas zeitig angefangen / darinn etliche Burger in einer Schlegerey mit der Clerisey Gesind das ärgst davon getragen / hernach die Sach beschwerlich dem Rhat angebracht / und umb der Frevler Bestrafung gebetten.“ (Clerisey Gesind meint die Bediensteten des Bischofs und des Domkapitels, also der Kleriker, in der Domimmunität) Für das Domkapitel waren diese „Übergriffe“ Anlass für eine Klage gegen Rat und Bürger der Stadt und die Exkommunikation wurde angedroht. Aufgrund der entschlossenen Reaktion der Stadt verlief die Angelegenheit jedoch im Sande, aber es ist bezeichnend, dass selbst eine solche Androhung die Bürger nicht von solchen Aktionen abhielt.[1]

In Köln verbot der Rat wiederholt den „Mummenschanz“, so 1487 das „Vermomben, Verstuppen und Vermachen“ und im 17. Jahrhundert mehrfach „die Mummerey und Heidnische Tobung“, wohl wegen schwer zu steuernder Exzesse.[2]

Die mittelalterliche Fastnacht wird auf die augustinischen Lehren in seinem Werk De civitate Dei zurückgeführt. Die Fastnacht steht daher für die civitas diaboli, den Staat des Teufels. Daher wurde die oftmals ausartende Fastnacht von der Kirche als didaktisches Beispiel geduldet, um zu zeigen, dass diecivitas diaboli wie auch der Mensch vergänglich ist und am Ende Gott siegreich bleibt. Mit dem Aschermittwoch musste daher die Fastnacht enden, um die unausweichliche Umkehr zu Gott zu verdeutlichen. Während die Kirche bei gotteslästernden Szenen während der Fastnacht untätig blieb, wurde ein Weiterfeiern der Fastnacht in den Aschermittwoch hinein streng verfolgt.

Insbesondere im ausgehenden 14. und 15. Jahrhundert wurde im deutschen Raum Fastnacht gefeiert, so z. B. die Nürnberger Schembartläufe. Um diese Zeit fand auch der Narr Einzug in die Fastnacht, der im didaktischen Sinne der Fastnacht auf die Vergänglichkeit hinweisen sollte.

In manchen Fastnachten – insbesondere in Tirol – wird vor diesem Hintergrund bereits am Fastnachtsdienstagabend zum „Betzeitläuten“ die Maske um sechs Uhr abgelegt. Hintergrund zu dieser Uhrzeit ist die jüdische und urchristliche Tradition, wonach der neue Tag bereits mit dem Einbruch der Nacht beginnt.

Neuzeit [Bearbeiten]

Die Reformation stellte die vorösterliche Fastenzeit infrage. Die Fastnacht verlor damit ihren Sinn. In protestantischen Gegenden gerieten viele Bräuche zum Teil wieder in Vergessenheit.

Im Barock und Rokoko wurden vor allem auf Schlössern und an den Fürstenhöfen Karnevalsfeste gefeiert, deren Masken sich stark an dieitalienische Commedia dell'Arte anlehnten.

Während in den Städten vermehrt Handwerkszünfte und dort insbesondere die jungen Gesellen die Fastnacht ausrichteten, übernahm im frühen 19. Jahrhundert insbesondere im rheinischen Raum das Bürgertum die Festveranstaltung, da Zünfte in der Folge der Französischen Revolutionund dem Einmarsch von französischen Truppen unter Napoleon Bonaparte an Bedeutung verloren oder sogar aufgelöst wurden. Die französischen Besatzer untersagten in Köln die Fastnacht am 12. Februar 1795, erlaubten sie jedoch am 7. Pluviose des Jahres XII. (28. Januar 1804) wieder.[3] Das Bürgertum feierte zwar nach wie vor närrische Maskenbälle, die Straßenfastnacht war aber nahezu ausgestorben. Der Karneval in Köln, das nach dem Abzug der Franzosen seit 1815 preußisch war, wurde 1823 mit der Gründung des „Festordnenden Comites“ neu belebt und geordnet, vermehrt um die Komponente der Kritik an der (fremden) Obrigkeit: ein „kulturpolitischer Streich mit humoristischem Ambiente“.[4]

Vor allem in Österreich, der Schweiz, dem ElsassBayern und Baden-Württemberg erhielten sich ältere Formen. Besonders in Baden-Württemberg wird heute somit zwischen Karneval und schwäbisch-alemannischer Fastnacht unterschieden. Nachdem sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch hier der Karneval durchgesetzt hatte, wurde nach dem Ersten Weltkrieg eine Rückbesinnung auf die alten Formen gefordert, die sich in der Gründung der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte 1924 manifestierte.

In anderen Ländern konnten sich der Fasching und der Karneval kaum etablieren; so gerieten in England viele Bräuche aufgrund der Reformation Heinrichs VIII. in Vergessenheit, die sich daher auch nicht in den USA festigen konnten. Als eine der wenigen Ausnahmen gilt hier das früher französische und katholische New Orleans.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde Fasching oftmals für propagandistische Zwecke eingesetzt, siehe hierzu Fasching während des Nationalsozialismus.

Bis heute ist der Karneval Sinnbild katholischer Mentalität. Während ältere Fastnachten in Südwestdeutschland sich nach wie vor in katholischen Gebieten finden lassen, führte ein regelrechter Fastnachtsboom in den 1990er Jahren auch in evangelischen Gegenden die Fastnacht ein. In der Schweiz hat Basel einen Sonderstatus: Die Stadt feiert trotz des seit Jahrhunderten vorherrschenden Protestantismus eine alte, traditionelle Fastnacht.

Begriffsherkunft und -verbreitung im deutschsprachigen Bereich [Bearbeiten]

Fastnacht, Fasnacht [Bearbeiten]

Siehe auchMainzer Fastnacht
Siehe auchLuzerner Fasnacht
Siehe auchBasler Fasnacht

Das Wort Fastnacht oder seine Abwandlungen wird vor allem in HessenRheinland-Pfalz, dem Saarland, in Franken, in der Oberlausitz, in BadenWürttembergBayerisch-Schwaben, im westlichen Oberbayern, der Oberpfalz[5]Luxemburg, der SchweizLiechtenstein, den westlichen Ländern Österreichs bis zum Arlberg und Südtirol (Alpenraum) verwendet.

In Mainz heißt es Fas(s)enacht, in Franken Fasenacht, in der Schweiz Fasnacht, in Baden, Württemberg und Bayerisch-Schwaben Fasnet, regional auch F(a)asent und in LuxemburgFuesend. Weitere sprachliche Ausprägungen sind FosnetFoaset und Fassend. Im niederdeutschen Sprachraum heißt es plattdeutsch Faslaomt oder Faslam - dabei entspricht derFaslam in protestantischen Gebieten nicht dem, was gemeinhin unter Karneval verstanden wird. Im Großraum Köln wird in der kölschen Mundart auch Fastelov(v)end oder Fasteleerverwendet, während man dort im Hochdeutschen ausschließlich von Karneval spricht.

Volksetymologisch wird das Wort Fastnacht oft an das althochdeutsche fasta (Fastenzeit) und naht (Nacht, Vorabend) angeschlossen und angegeben, der Name bezeichne ursprünglich nur den Tag vor Beginn der Fastenzeit, ab dem 15. Jahrhundert auch die Woche davor. Eine andere Volksetymologie stellt eine Verbindung zum Wort Fass her. Der Vergleich der Dialektwörter ergibt jedoch eine gemeinsame Wortform der Gestalt *fasanaht, die diese Interpretationen widerlegt. Die Bedeutung des Vorderglieds fasa- bleibt unklar. Am wahrscheinlichsten scheint ein Anschluss an eine indogermanische Verbalwurzel *pwos- mit der Bedeutung reinigenläuternfasten.

In der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945) wurde Fasnacht im nationalsozialistischen Sinne von der Fastnacht, die in einem liturgischen Kontext gesehen wurde, unterschieden. Nachdem im Januar 1937 in mehreren Publikationsorganen entsprechende Ausführungen von Hans Strobel veröffentlicht worden waren, fand in Österreich und im Deutschen Reich von systemtreuer Seite ausschließlich ein entsprechender Begriffsgebrauch statt.

Fasching [Bearbeiten]

Der Begriff Fasching wird vor allem in Bayern und Österreich gebraucht. Das Wort Fasching taucht im Hochdeutschen bereits ab dem 13. Jahrhundert zunächst in den Formen vaschancund vaschang auf. Etymologisch[6] leitet sich Fasching, Vaschang vom Fastenschank her, also dem letzten Ausschank alkoholischer Getränke vor der damals noch strengen Fastenzeit. Darauf verweist auch die mittelniederdeutsche Form vastgang, beziehungsweise die (spät)altnordische Form fostugangr für den Beginn der Fastenzeit. Die Angleichung an Wörter mit -ingist deutlich jünger. Man findet die Bezeichnung aber auch im benachbarten Ausland, wie das Wort in slowakisch Fašiangy lautet.

Vom Fasching spricht man etwa in Würzburg, das den größten Faschingszug Süddeutschlands hat, sowie in der Region Unterfranken, in Niederbayern und der südlichen Oberpfalz, im Osten Oberbayerns[5] und München, also im bairischen Sprachraum und in Österreich östlich des Arlbergs.

In Sachsen und Brandenburg finden sich zwar verbreitet sogenannte Karnevalsvereine, das Brauchtum an sich bezeichnet man oft jedoch auch als Fasching. Auch im norddeutschen Raum ist Fasching vielerorts die vorherrschende Bezeichnung für die närrischen Tage.

Fastelovend (Fasteleer) [Bearbeiten]

Im nördlichen Rheinland bis zum Niederrhein wird das hochdeutsche Karneval mundartlich als Fastelovend (Fastenabend) oder Fasteleer bezeichnet, mit örtlich eigenständigem Brauchtum (Altweiber-Karneval = Aaalwiever-Fasteloovend). Gefeiert wird von Altweiberdonnerstag über Nelkensamstag und Rosenmontag bis zum Veilchendienstag.

Das Wort „vastavent“ taucht in Köln in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit Bezug zur Fastenzeit auf, aktenkundig ist es seit dem 5. März 1341 in einem Ratsbeschluss, in dem die Kölner Ratsherren sich verpflichten, aus der Stadtkasse kein Geld mehr „zu vastavende“ zu geben.[7] Fasteleer soll auf eine zu Beginn des 19. Jahrhundertes gebräuchliche Nebenform von Fastelovend, Fastelerum, zurückgehen.[8]

Karneval [Bearbeiten]

 HauptartikelKölner Karneval
 HauptartikelDüsseldorfer Karneval
 HauptartikelBonner Karneval
 HauptartikelEschweiler Karneval
 HauptartikelAachener Karneval
 HauptartikelNeusser Karneval
 HauptartikelVillacher Fasching

Verbreitet bezieht man den Karneval in erster Linie auf den rheinischen Karneval im Raum Köln, Bonn, Aachen und Düsseldorf. Eine Rolle spielt hier der Narr, der Lokalpatriotismus und die Verhöhnung der jeweiligen Machthaber seit Beginn des 19. Jahrhunderts.

Nördlich der Linie Bonn-Erfurt gibt es in Deutschland fast ausschließlich Karnevalsvereine, die Veranstaltung nennt man hingegen in Sachsen und Brandenburg auch Fasching.

In Deutschland ist der Begriff Karneval erstmals Ende des 17. Jahrhunderts, im Rheinland erstmals im Jahr 1728 nachweisbar. In den Kölner Stadtakten taucht „Carneval“ erstmals um 1780 auf.[9]

Die Etymologie des Wortes ist nicht eindeutig geklärt. Seit Mitte des 19. Jahrhundert dominierte bis weit ins 20. Jahrhundert hinein auch in wissenschaftlichen Publikationen die erstmals 1855 von Karl Simrock veröffentlichte These, das Wort ginge auf den lateinischen Ausdruckcarrus navalis (Schiffskarren) zurück, der ein Schiff auf Rädern bezeichne, das bei jährlichen Umzügen zum Wiederbeginn der Schifffahrt durch die Straßen geführt worden sei. Hieraus solle sich auch die Tradition des Narrenschiffs gebildet haben.[10] Diese These gilt inzwischen als eindeutig widerlegt, zumal sich weder in den einschlägigen lateinischen Quellentexten der römisch-vorchristlichen Antike noch in solchen des Mittelalters irgendein Beleg für die Wortverbindung carrus navalis (offensichtlich eine gelehrte Erfindung Simrocks) finden lässt.[11]

Die heute geläufigste Vermutung ist die Ableitung vom mittellateinischen carne levare (Fleisch wegnehmen), daraus carnelevale als Bezeichnung für die Fastenzeit (Fleischwegzeit). Scherzhaft ist die Übersetzung von carne vale als Fleisch, lebe wohl! möglich.[12] Dieser Deutung entspricht auch die griechische Bezeichnung des Karnevals als Apokries (griech.: απόκριες apókriës), was soviel heißt wie Fleisch vorbei.

Zeitlicher Verlauf des Karnevals [Bearbeiten]

Siehe auchKarnevalssession

Beginn


Als Beginn der Fastnachtszeit galt bzw. gilt in den deutschsprachigen Ländern traditionell der Dreikönigstag, der 6. Januar.

Seit dem 19. Jahrhundert finden in vielen Gegenden zusätzlich am 11. November ab 11:11 Uhr einzelne Veranstaltungen statt, zu denen insbesondere die Vorstellung des Prinzenpaars gehört. Hintergrund ist, dass es auch vor Weihnachten bereits kurz nach der Fixierung des Festes im Jahr 354 eine vorbereitende 40-tägige Fastenzeit gab, ähnlich der österlichen Fastenzeit nach Karneval. Sie begann am 11. November, dem Martinstag. Es galt, die vorhandenen Lebensmittel zu verzehren, die nicht „fastenzeittauglich“ waren, wie Fleisch, Fett, Schmalz, Eier und Milchprodukte. Auch war der Martinstag der Endtermin des bäuerlichen Jahres, an dem die Pacht fällig wurde und dasGesinde wechselte.[13]

Die Zeit vom 12. November bis 5. Januar bleibt aber selbst in den Zentren des Karnevals entlang des Rheins weiterhin weitgehend karnevalsfrei, was sich aus der erwähnten vorweihnachtlichen Fastenzeit, der Rolle des Novembers als Trauermonat und dem besinnlichen Charakter des Advents erklärt. Soweit von einer „Vorverlagerung“ des Karnevalsbeginns oder von einer „Saisoneröffnung“ am 11. November gesprochen wird, ist dies daher zumindest irreführend. Von seiner Entstehungsgeschichte her stellt der 11. November vielmehr einen zweiten, „kleinen“ Karneval dar.

Höhepunkt [Bearbeiten]

Den Höhepunkt erreicht die Fastnacht in der eigentlichen Fastnachtswoche vom schmotzigen Donnerstag im schwäbisch-alemannischen Raum, auch unsinniger Donnerstag oder glombiga Donnerstag genannt (von Schmotz = Schmalz, was auf in Schmalz gebackene Fastnachtsküchle hinweist), bzw. Weiberfastnacht im Rheinland über den NelkensamstagTulpensonntagRosenmontag bis zum Fastnachtsdienstag, auch Veilchendienstag genannt. Dabei gibt es insbesondere am Rosenmontag entsprechende Umzüge - wobei sich Rosen ursprünglich nicht auf die Blume, sondern auf das Verb rasen im Sinne von tollen bezog.[14]

Die größten Umzüge finden in den Karnevalszentren Köln, Mainz und Düsseldorf statt. Umzüge gibt es auch in Aachen, Bonn, Duisburg,Dülken, Eschweiler, Erkelenz, Euskirchen, Koblenz, Krefeld, Leverkusen, Meckenheim, Mönchengladbach, Rheinbach, Siegburg und vielen anderen Orten. Aber auch weiter südlich, etwa in Frankfurt am Main, Aschaffenburg, Mannheim, Ludwigshafen, Wombach, Würzburg undKarlstadt gibt es jeweils am Fastnachtssonntag Umzüge.

In Karlsruhe und Stuttgart gibt es am Fastnachtsdienstag große Umzüge mit mehreren Hunderttausend Besuchern. Als der größte Umzug im norddeutschen Raum gelten der traditionelle Schoduvel in Braunschweig am Fastnachtssonntag und der Karnevalsumzug in Berlin.

In den Stadtteilen, Städten und Dörfern um diese Zentren herum gibt es Umzüge am Samstag (Nelkensamstag), Sonntag (Orchideen- oder Tulpensonntag) und Dienstag (Veilchendienstag). In Duisburger Stadtbezirk Hamborn findet seit Jahrzehnten am Karnevalssonntag der größte Kinderkarnevalszug Europas statt.

In der Nacht zu Aschermittwoch um Punkt Mitternacht endet der Karneval, und es gibt an vielen Orten die Tradition, dass die Karnevalisten in dieser Nacht eine Strohpuppe, den so genannten Nubbel, als Verantwortlichen für alle Laster der karnevalistischen Tage, vor allem wegen des ausgegebenen Geldes, verbrennen. In Düsseldorf und den niederrheinischen Städten wie Krefeld, Duisburg, Mönchengladbach, Kleve oder Wesel wird der so genannte Hoppeditz zu Grabe getragen. Dieser war ursprünglich eine typisch niederrheinische Narrenfigur. Dieser Schelm oder Hanswurst hatte Ähnlichkeit mit Till Eulenspiegel und den mittelalterlichen Hofnarren. So wird berichtet, dass es im 18. und 19. Jahrhundert am Niederrhein der kleinen Leute Brauch war, in der Nacht auf Aschermittwoch ausgerüstet mit Stangen, an denen Würste hingen, durch die Straßen zu laufen und lustige Lieder zu singen.

Terminübersicht [Bearbeiten]

Jahr Weiberfastnacht Karnevalssonntag Rosenmontag Aschermittwoch Fasnachtsbeginn
2013 7. Februar 10. Februar 11. Februar 13. Februar 18. Februar
2014 27. Februar 2. März 3. März 5. März 10. März
2015 12. Februar 15. Februar 16. Februar 18. Februar 23. Februar
2016 4. Februar 7. Februar 8. Februar 10. Februar 15. Februar
2017 23. Februar 26. Februar 27. Februar 1. März 6. März
2018 8. Februar 11. Februar 12. Februar 14. Februar 19. Februar
2019 28. Februar 3. März 4. März 6. März 11. März
2020 20. Februar 23. Februar 24. Februar 26. Februar 2. März
2021 11. Februar 14. Februar 15. Februar 17. Februar 22. Februar

Ende [Bearbeiten]

Ende des Karnevals ist der Aschermittwoch. Sein Termin hängt unmittelbar von der Lage des Osterfestes ab: Im Jahr 325 wurde auf dem Konzil von Nicäa das Osterdatum auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgelegt. Um 600 legte Papst Gregor der Große eine 40-tägige Fastenzeit vor Ostern fest, die an die Zeit erinnern soll, die Jesus Christus in der Wüste verbracht hat (Mt 4,1-2 EU). Nach dieser Regelung begann die Fastenzeit am Dienstag nach dem 6. Sonntag vor Ostern (Invocavit oder Dominica prima Quadragesimae, 1. Fastensonntag, im Deutschen auch Funkensonntag).

Auf der Synode von Benevent im Jahr 1091 wurden die sechs Sonntage vor Ostern vom Fasten ausgenommen. Um dennoch eine 40tägige Fastenzeit zu erhalten, rückte der Beginn der Fastenzeit um sechs Tage nach vorne auf den heutigen Aschermittwoch, den Mittwoch nach dem 7. Sonntag vor Ostern. Die Länge einer Karnevalssession ist somit abhängig vom beweglichen Datum des Osterfestes und wird nach der Osterformel berechnet. Danach ist der Aschermittwoch am 46. Tag vor dem Ostersonntag. Der frühestmögliche Aschermittwochstermin ist der 4. Februar, der spätestmögliche ist der 10. März. Somit gibt es sehr kurze und sehr lange Sessionen.

In manchen Gegenden existierten noch bis ins 16. Jahrhundert beide Fastnachtstermine, die alte Burefasnacht (Bauernfastnacht) und die neue Herren- beziehungsweise Pfaffenfastnachtkonkurrierend nebeneinander. Insbesondere im Baden als auch in der Schweiz haben sich viele Bräuche der alten Fasnacht erhalten. Am bekanntesten ist davon sicherlich die Basler Fasnacht.


Erst im ausgehenden 20. Jahrhundert wurde in vielen evangelischen Städten wieder eine Fastnacht eingeführt.Diese beginnt am Montag nach Aschermittwoch um 4:00 Uhr mit dem Morgestraich und endet am folgenden Donnerstagmorgen, ebenfalls um 4:00 Uhr. Hier spielt die Guggenmusik eine Rolle. Aus diesem Zusammenhang erklärt sich auch, dass sich der Termin der protestantischen Basler Fasnacht - wie oftmals geschrieben - keineswegs auf die Reformation bezieht, sondern auf den alten Termin der Fastnacht. In Basel wurde in der Reformationszeit die Fasnacht nie dauerhaft abgeschafft.

Im Bereich der Orthodoxen Kirchen beginnt das volle Fasten bereits am Montag nach dem 7. Sonntag vor Ostern, bereits eine Woche vorher beginnt der Fleischverzicht. Die russische Butterwoche, in der traditionell gefeiert wird und große Mengen Bliny gegessen werden, liegt dazwischen. Andere osteuropäische Länder haben ähnliche Bräuche. Da das östliche Osterfest oft später ist als das westliche - beruhend auf der westlichen Reform des Kalenders -, verschiebt sich auch die Fastnacht.

Traditionelle Rufe [Bearbeiten]

 HauptartikelNarrenruf

Zur Fastnacht gehören Narrenrufe, mit denen die Karnevalisten sich begrüßen oder Büttenreden abschließen. Solche Narrenrufe sind in Deutschland regional sehr unterschiedlich. Als bekannteste und bundesweit verbreitetste gelten „Helau“ und „Alaaf“. Im Rheinland wird traditionell meist „Alaaf“ gerufen, jedoch in Düsseldorf, am Niederrhein, im Ruhrgebiet und von Mainz und Würzburg südlich „Helau“. Auch in Braunschweig rufen die Narren „Brunswick Helau“. Die Mainzer haben den Ruf „Helau“ von Düsseldorf übernommen. Auch in Westfalen ist „Helau“ der gängige Ruf, regionale Besonderheiten sind aber auch hier vorhanden. Bei Maskenumzügen in Süddeutschland rufen die Maskenträger häufig „Narri“. Das Publikum am Straßenrand antwortet mit „Narro“. Zahlreich Orte in Deutschland und in den deutschsprachigen Nachbarländern haben eigene Rufe entwickelt.

Räumliche Einordnung [Bearbeiten]

Der Karneval findet fast ausschließlich in katholischen, in abgewandelter Form auch in orthodoxen Gebieten statt. So verdankt der Karneval in Patras in Griechenland seine Bedeutung wesentlich den Katholiken in der Stadt. Dieses hängt sicherlich nicht nur mit der Fastenzeit zusammen, sondern auch mit dem früher stärker vorherrschenden Katholizismus als Lebensform.

Verspottete man in Mainz in der Franzosenzeit die Besatzer, so konnten in Köln die Preußen straffrei verballhornt werden, die nach dem Wiener Kongress das Rheinland und Westfalenannektiert hatten.

Schwerpunkt sind in Deutschland das RheinlandRheinhessenSüdhessen, das Münsterland, die LausitzFranken (vor allem in der Region Würzburg) und Baden-Württemberg ohneAltwürttemberg (Schwäbisch-alemannische Fastnacht), in Luxemburg DiekirchEchternach und Remich, sowie in der Schweiz Basel und Luzern, in den Niederlanden (in den ProvinzenLimburg und Nordbrabant), in Belgien insbesondere das deutschsprachige Ostbelgien. Vereinzelt existiert die Tradition auch auf dem Land in Flandern.

In Südamerika ist der Karneval in Oruro in Bolivien und der Karneval von Barranquilla in Kolumbien bekannt.

Seit 1972 findet im syrischen Marmarita am Abend vor Mariä Himmelfahrt, die Zeit in der Ausgewanderte einen Heimatbesuch abstatten, ein Karnevalsumzug statt, der durch nach Brasilien ausgewanderte Heimaturlauber initiiert wurde.[15]

Einige belgische Ostkantone feiern den Karnevalshöhepunkt mit einem Mitfasten-Umzug, meist am Sonntag Laetare. Bekannt ist besonders der große Zug der weißen Mönche (Blanc-Moussis) in Stavelot, der seit 1449 stattfindet.

Kulinarisches Brauchtum [Bearbeiten]

Verbunden mit Fasching und Karneval ist auch Brauchtum rund um bestimmte Gerichte, die bevorzugt oder ausschließlich in dieser Zeit genossen werden. Kurz vor der Fastenzeit enthalten diese besonders die Zutaten, welche während der Fastenzeit verboten sind. Dies gilt nicht nur für Fleisch, sondern auch für Eier und Fett. Letzteres lässt sich auch aus vielen Bezeichnungen für Karnevalstage ableiten: Fettdienstag und Mardi gras, Martedi grasso oder Fettisdagen (französisch bzw. italienisch oder schwedisch für Fetter Dienstag).

Fett bezieht sich einerseits auf fettreiche Speisen, bei denen besonders Schweinefleisch und Speck beliebt sind. Andererseits auf Gebäck, welches in Fett ausgebacken wird.Fettgebackenes wie Berliner PfannkuchenKrapfen, welches überwiegend süß zubereitet wird, ist international in verschiedenen Varianten verbreitet. Häufig anzutreffen sind regionale Rezepte mit ebensolchen Bezeichnungen, die sich jedoch häufig in der Rezeptur ähneln. Eine weitere Zutat, welche in Faschingsspeisen häufig vorkommt, sind Hülsenfrüchte, besonders Erbsen und Bohnen, die als Zeichen der Fruchtbarkeit gelten (siehe auch den Brauch um den Erbsenbär).

 

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