Berufsbildungsbericht 2012

 

 

Im Ausbildungsjahr 2010/2011 wurden 570.140 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Gegenüber 2010 (559.960) bedeutet dies eine Steigerung um 1,8 Prozent. Erneut gab es mehr unbesetzte Ausbildungsplätze (29.689) als unversorgte Bewerber (11.550). Dies ist das zentrale Ergebnis des vom Bundeskabinett beschlossenen Berufsbildungsberichts 2012.

Den guten Chancen für junge Menschen steht aber zunehmend die Sorge von einem Fachkräftemangel in Deutschland gegenüber. Bis 2030 wird die Altersgruppe junger Menschen zwischen 17 und 25 Jahren um rund ein Fünftel schrumpfen. Der demografisch bedingte Rückgang von Schulabgängern verschärft den in einigen Branchen bereits absehbaren Fachkräftemangel. Mehr als ein Drittel der Betriebe konnte eine oder mehrere Ausbildungsstellen nicht besetzen.

"Die Zahlen zeigen: Wir sind mit unseren Maßnahmen auf dem richtigen Weg. Wir müssen alle Potenziale nutzen, um den Fachkräftebedarf zu sichern. Das sind wir auch den jungen Menschen schuldig. Eine gute Ausbildung ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit und eine wichtige Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe", sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan.

Schwache Jugendliche besonders fördern

Was für die Jugendlichen erfreulich ist, macht den Betrieben zunehmend Sorgen. In einigen Regionen Deutschlands finden sie kaum noch Auszubildende. "Die immer noch viel zu hohe Zahl an Schulabgängern ohne Abschluss und Schülern mit Kompetenzdefiziten in Lesen, Schreiben und Rechnen kommt erschwerend hinzu", sagt der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZdH), Otto Kentzler.

Die Bundesregierung fördert deshalb die Berufsorientierung und Ausbildungsreife lerngefährdeter Schülerinnen und Schüler mit der Initiative "Abschluss und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss". Potenzialanalysen in der 7. Klasse und das praxisorientierte Berufsorientierungsprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sollen Schulabbrüche verhindern. Berufseinstiegsbegleiter betreuen die Jugendlichen auf ihrem Weg in die Ausbildung. "Prävention statt Reparatur ist das Ziel der Initiative", erklärte Bundesbildungsministerin Schavan. Eine gute Ausbildung sei immer noch die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit.

Weitere Bundesprogramme im Überblick:

  • "Jobstarter": Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt mit JOBSTARTER die Ausbildungsstrukturentwicklung. Beispielsweise ausbildungsunerfahrene Betriebe. Bisher konnten rund 56.700 Ausbildungsplätze geschaffen werden. Bis 2013 stehen 125 Millionen Euro zur Verfügung, darunter auch Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF).

     

  • Auf die Verbesserung der Anschlussfähigkeit ausgerichtet ist das 2009 angelaufene Bundesprogramm "Jobstarter Connect", in dessen Rahmen bis 2013 bundeseinheitliche Ausbildungsbausteine erprobt werden.

     

  • Mit den Programmen "Schulverweigerung – Die 2. Chance" und "Kompetenzagenturen" der Initiative JUGEND STÄRKEN wird an ca. 400 Standorten bundesweit einen wesentlicher Beitrag zur Senkung der Schulabbrecherquote geleistet.

Fachkräftemangel nimmt zu

Als zentrale Herausforderung für das Berufsbildungssystem benennt der Bericht deshalb die Fachkräftesicherung. In vielen Branchen macht sich derFachkräftemangel deutlich bemerkbar: Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) berichte, dass 110.000 Ingenieurstellen derzeit nicht besetzt werden können. Neben Akademikern fehlen Arbeitnehmer mit praktischer Berufserfahrung. Jedes vierte Unternehmen findet laut Mitgliederumfrage der Bundesvereinigung Logistik nicht mehr genügend Fahrer und Zusteller.

Alle Talente werden gebraucht

Die Bundesregierung will deshalb alle vorhandenen Potenziale nutzen. Die duale Ausbildung soll auch für leistungsstärkere Jugendliche attraktiv werden. Deshalb hat die Bundesregierung im Herbst 2011 die bundesweite Kampagne "Berufliche Bildung – Praktisch unschlagbar" gestartet.

Am 9. Mai 2012 eröffnete Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler eine bundesweite Infotour zur beruflichen Bildung. Von Mai bis Oktober fahren drei Infomobile mehr als 30 Orte in Deutschland an, um Schülerinnen und Schüler, Erwerbstätige, Unternehmer sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger über die Chancen der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu informieren.

Gute Aufstiegschancen bis zum Studium

Mit dem Wettbewerb "Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen" setzen Bund und Länder ein klares Signal zur Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung. Damit werden berufsbegleitende Studiengänge für Qualifizierte ohne Abitur möglich. Außerdem fördert die Bundesregierung die Teilnahme qualifizierter Berufstätiger an Meisterkursen.

Ausländische Berufsabschlüsse werden leichter anerkannt

Am 1. April 2012 ist das Gesetz zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüssein Kraft getreten. Damit erhalten rund 300.000 der seit Jahren in Deutschland lebenden Menschen bessere Chancen, in ihrem erlernten Beruf zu arbeiten. Gut ausgebildeten ausländischen Fachkräften wird es zudem leichter gemacht, zur Arbeit nach Deutschland zu kommen. Der Bundestag verabschiedete kürzlich die "Blaue Karte EU" als vereinfachte Arbeitsgenehmigung.

Weiterbildung wird immer wichtiger

Weiterbildung ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und den Wohlstand Deutschlands. Beispielsweise wurden in 2010 knapp 170.000 Menschen durch das Meister-Bafög gefördert. Aber auch für die Arbeitnehmer zahlt sich jedes zusätzliche Jahr in Schule, Ausbildung oder Studium aus: Über das gesamte Erwerbsleben hinweg erhöht sich die Bildungsrendite pro Ausbildungsjahr um fünf Prozent.

Der gute Ausbildungsmarkt ist auch eine Chance für alle, die in den letzten Jahren keinen Ausbildungsplatz fanden. Die Zahl der Altbewerber ist mit 174.285 weiterhin rückläufig. Auch die Zahl junger Menschen im Übergangssystem hat sich verringert und liegt mit 294.294 erstmals unter 300.000. Beide Gruppen profitieren von der guten Lage am Ausbildungsmarkt. Die Ausbildungsquote junger Ausländer ist leicht angestiegen und war mit 33,5 Prozent in 2010 aber dennoch nur etwa halb so hoch wie die der deutschen Jugendlichen (65,4 Prozent)
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