Die Sommerzeit ist die in den Sommermonaten meist um eine Stunde vorgestellte Uhrzeit einer Zeitzone. Die offizielle Bezeichnung für die umgangssprachliche Winterzeit lautetNormalzeit (engl. Standard Time). Auf der Südhalbkugel findet die Zeitumstellung entsprechend im Südsommer statt. International spricht man auch von Daylight Saving Time (DST). Die Tage, an denen die Umstellung von Normalzeit auf Sommerzeit bzw. wieder zurück erfolgt, werden Umschalttage genannt.

In der mitteleuropäischen Zeitzone ist die Normalzeit die Mitteleuropäische Zeit (MEZ), die Sommerzeit die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ), auf englisch Central European Summer Time (CEST, britisch) oder Central European Daylight Saving Time (CEDT, CET DST, amerikanisch); auch Middle European Summer Time (MEST) findet sich. MEZ entspricht der Ortszeit auf dem 15. östlichen Längengrad, auf dem beispielsweise Görlitz und Gmünd in Niederösterreich liegen; MESZ entspricht der Ortszeit auf dem 30. östlichen Längengrad, auf dem beispielsweise Sankt Petersburg liegt.

Die Zeitdifferenz der mitteleuropäischen Sommerzeit zur Koordinierten Weltzeit (UTC) beträgt zwei Stunden. Im Jahr 2012 beginnt die Sommerzeit am 25. März 2012 3:00 Uhr MESZ (1:00 Uhr UTC) und endet am 28. Oktober 2012 3:00 Uhr MESZ (1:00 Uhr UTC). Bei der Umstellung im Frühjahr folgt auf die Sekunde 01:59:59 MEZ die Sekunde 03:00:00 MESZ; im Herbst folgt auf die Sekunde 02:59:59 A MESZ die Sekunde 02:00:00 B MEZ.

Umgangssprachlich spricht man davon, dass man die Uhr im Frühjahr von 2:00 Uhr MEZ auf 3:00 Uhr MESZ vorstellt. Dadurch wird die Nacht eine Stunde kürzer. Im Herbst wird die Uhr von 3:00 Uhr MESZ auf 2:00 Uhr MEZ zurückstellt. Dadurch wird die Nacht eine Stunde länger.

Während viele Staaten seit der Energiekrise der 1970er-Jahre eine 6- oder 7-monatige Sommerzeit eingeführt haben, gibt es mit Namibia und der Republik Irland nur zwei Beispiele einer entgegengesetzten Regelung.[1] Die Bezeichnung Winterzeit wird allerdings vom Sprachgebrauch in Namibia bereits für die Normalzeit verwendet. In Irland wird die Abkürzung IST (= Irish Standard Time) gelegentlich als „Irish Summer Time“ missdeutet.


Geschichte
 

Durchgezogene Linie unten (schwarz): Uhrzeit desSonnenaufgangs bei Normalzeit
Durchgezogene Linie oben (blau): Uhrzeit des Sonnenuntergangs bei Normalzeit
Kurze Linie unten (grün): Uhrzeit des Sonnenaufgangs bei Sommerzeit
Kurze Linie oben (rot): Uhrzeit des Sonnenuntergangs bei Sommerzeit
(alle Zeiten bezogen auf Greenwich)

Die Idee einer saisonalen Zeitumstellung wurde erstmals im Jahre 1784 von Benjamin Franklin in einem Brief über „die Kosten des Lichtes“ an die Herausgeber einer Pariser Zeitschrift erwähnt, in dem er den hohen Verbrauch an Kerzen kritisierte. Angesichts des humorvollen Charakters des Textes ist allerdings davon auszugehen, dass es sich nicht um einen ernsthaften Vorschlag Franklins handelte.[2]

Sein Vorschlag bezog sich noch auf die Ortszeit, denn bis ins 19. Jahrhundert blieb selbst innerhalb eines Staates einzelnen Landschaften oder Städten jeweils eine eigene Uhrzeit zugeordnet. Erst 1893 wurde etwa für das Deutsche Reich eine einheitliche Zeitzone festgelegt.

Ernsthaft wurde die Idee einer saisonalen Zeitumstellung erstmals im Jahre 1907 von William Willett vorgeschlagen.[3] Trotz Lobbyarbeit konnte er die britische Regierung jedoch nicht zur Einführung der Sommerzeit bewegen.

Eingeführt wurde die Zeitumstellung erstmals am 30. April 1916 im Deutschen Reich, in Österreich-Ungarn und noch im selben Jahr auch in Irland. Die in Irland damals für die Sommerzeit eingeführte Bezeichnung „Daylight Saving Time“ (wörtlich übersetzt: „Tageslicht sparende Zeit“) beschreibt den Zweck, nämlich die Stundenzahl mit nutzbarem Tageslicht zu vergrößern.

Im Jahr 1975 beschlossen die meisten Länder der damaligen Europäischen Gemeinschaft die Einführung der Sommerzeit. Die Umsetzung erfolgte ab 1977. Nach der Ölkrise 1973 sollte durch eine bessere Nutzung des Tageslichtes Energie gespart werden.

Ende 1994 wurden die unterschiedlichen Sommerzeitregelungen in der Europäischen Union vereinheitlicht. Die einheitliche Sommerzeit gilt seitdem in allen EU-Mitgliedsstaaten einschließlich ihrer Landesteile, die in der Nähe von Europa liegen. Sie gilt jedoch nicht in jenen Landesteilen, die nicht auf dem Gebiet des Kontinents selbst liegen, zum Beispiel in Französisch-Guayana.


In Deutschland gab es eine Sommerzeit erstmals während des Ersten Weltkriegs in den Jahren 1916 bis 1918:

Deutschland
 

Jahr Beginn der Sommerzeit Ende der Sommerzeit
1916[5] (a) Sonntag, 30. April 1916 23:00 MEZ Sonntag, 1. Oktober 1916 1:00 MESZ
1917,[6] 1918[7] dritter Montag im April 2:00 MEZ dritter Montag im September 3:00 MESZ
a Die Bestimmung zur erstmaligen Einführung lautete: „Der 1. Mai 1916 beginnt am 30. April 1916 nachmittags 11 Uhr nach der gegenwärtigen Zeitrechnung. Der 30. September 1916 endet eine Stunde nach Mitternacht im Sinne dieser Verordnung.“[5]

In den Jahren 1919 bis 1939 gab es keine Zeitumstellung. Wieder eingeführt wurde die Sommerzeit im Kriegsjahr 1940. Ursprünglich sollte sie am 6. Oktober 1940 enden,[8] was jedoch vier Tage vor ihrem Ablauf außer Kraft gesetzt wurde: „Die [...] durch Verordnung [...] bestimmte Zeitrechnung bleibt bis auf weiters bestehen.“[9] Jedoch wurde die Sommerzeit ab 1942 dreimal durch sogenannte „Verordnungen über die Wiedereinführung der Normalzeit“[10][11][12] unterbrochen. Somit ergaben sich in den Kriegsjahren Zeiträume, die keinem klaren Schema folgten:[4]

Jahr Beginn der Sommerzeit Ende der Sommerzeit
1940–1942(a) Montag, 1. April 1940 2:00 MEZ[8][9] Montag, 2. November 1942 3:00 MESZ[10]
1943 Montag, 29. März 1943 2:00 MEZ[10] Montag, 4. Oktober 1943 3:00 MESZ[11]
1944 Montag, 3. April 1944 2:00 MEZ[11] Montag, 2. Oktober 1944 3:00 MESZ[12]
1945 Montag, 2. April 1945 2:00 MEZ[12] (b)
a In den Jahren 1940 und 1941 gab es nach Erlass der „Verordnung über die Verlängerung der Sommerzeit“[9] keine Umstellung zurück auf MEZ; die Sommerzeit galt daher durchgehend von April 1940 bis November 1942.
b Das Ende der Sommerzeit 1945 fiel in die Zeit nach dem Kriegsende. Ab diesem Zeitpunkt wurde die gesetzliche Zeit in Deutschland von den Besatzungsmächten festgelegt.

1945, unmittelbar nach dem Krieg, und in den folgenden Jahren bestimmten die Besatzungsmächte die jährliche Umstellung auf die Sommerzeit. So gab es die mitteleuropäische Hochsommerzeit (MEHSZ) sowie gesonderte Regelungen für die sowjetische Besatzungszone und Berlin. Die Regelungen der Nachkriegszeit sind im Folgenden dargestellt:[4]

Jahr Beginn der Sommerzeit Ende der Sommerzeit
1945 (Westzonen)     Sonntag, 16. September 1945 2:00 MESZ
1945 (Sowjetische Zone, Berlin)     Sonntag, 18. November 1945 3:00 MESZ(a)
  Donnerstag, 24. Mai 1945

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