Neue Darmkrebsmedikamente vielversprechend

 

 

Beim weltweit größten Kongress für Krebserkrankungen ASCO in Atlanta, der über Pfingsten stattfindet, präsentiert Prof. Dr. Claus-Henning Köhne, Direktor der Klinik für Onkologie und Hämatologie am Klinikum Oldenburg vor 20.000 Kollegen die Ergebnisse einer weltweit geführten Studie über die Wirksamkeit bestimmter Medikamente bei der Behandlung von Darmkrebs. Prof. Köhne hat dabei die Ergebnisse bei weltweit 800 Patienten ausgewertet. Diese Studie ist ein weiterer Baustein auf dem Weg zur Heilbarkeit bestimmter Krebsarten. 

Oldenburg, den 31. Mai 2006. Das Medikament Valatinib gehört zu den sogenannten Angiogenesehemmer. „Ein Tumor braucht Blutgefäße, die er selber bildet, um „leben“ zu können“, erklärt Prof. Köhne, „Angiogenesehemmer behindern die Neubildung von Blutgefäßen und trocknen damit den Tumor aus. Gemeinsam mit anderen Substanzen, zum Beispiel Antikörpern, führt dies dazu, dass der Tumor nicht mehr metastasieren und sich weiter unkontrolliert ausbreiten kann. Letztendlich können damit Krebserkrankungen, die früher wegen des unkontrollierten Wachstums nicht operabel waren, jetzt operiert werden mit einer weit höheren Überlebenschance für den Patienten.“ Praktisch bedeutet dies, dass der Patient vor der Operation eine Chemotherapie in Kombination eines Angiogenesehemmers und Antikörpern durchläuft. Diese Therapie zeigt bei Darm-, Brust- und Lungenkrebs weltweit messbare Erfolge. Waren zum Beispiel früher 85 Prozent aller an Darmkrebs erkrankten Menschen, die bereits Lebermetastasen aufwiesen, nicht heilbar, so konnten mit Hilfe der Angiogenesehemmer und Antikörper 25 Prozent dieser Menschen in den operablen Zustand überführt werden. „Noch stehen wir am Anfang. Aber es zeichnet sich jetzt schon ab, dass diese Medikamente dazu führen, dass viele Patienten heute operiert werden können, denen wir noch vor wenigen Jahren keine Hoffnung mehr geben konnten. Die Studien zeigen, dass diese Behandlung nicht nur lebensverlängernd ist, sondern für viele auch komplette Heilung bedeutet.“ Er betont, dass dies nur geht, wenn verschiedene Fachabteilungen – im Klinikum die Gastroenterologie von Privatdozent Dr. Hans Seifert, die Onkologie und die Allgemein- und Viszeralchirurgie mit Prof. Dr. Hans-Rudolf Raab Hand in Hand arbeiten. „Wir haben im Klinikum diese günstige Konstellation, um die uns viele Kliniken in Deutschland beneiden.“ Dies ist auch der Grund, dass weitere Studien im Klinikum Oldenburg gemeinsam mit anderen onkologischen Zentren in Deutschland und Österreich durchgeführt werden. „Diese Substanzklasse eröffnet völlig neue Wege der Krebsbehandlung. Einige Medikamente aus dieser Klasse sind schon zugelassen, weitere werden folgen. Nun muss überprüft werden, welche Patienten am besten auf welches Medikament ansprechen. “ 



Über Pfingsten präsentiert Prof. Köhne die Ergebnisse auf dem für Onkologen weltweit bedeutendsten Kongress in Atlanta. Von über 20.000 Themen, die eingereicht wurden, sind nur 200 für den viertägigen Kongress ausgewählt worden. „Für mich ist es eine große Ehre, die Studie dort vor so vielen Kollegen aus der ganzen Welt vorstellen zu dürfen.“ 

 

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