Als Fastenzeit oder als Passionszeit wird im Christentum der mehrwöchige Zeitraum der Vorbereitung auf das Hochfest Ostern bezeichnet. Sie erinnert an das 40-tägige Fasten Jesu Christi vor seinem öffentlichen Wirken. Die Fastenzeit beginnt in der Westkirche am Aschermittwoch. Im Gegensatz zur Westkirche hat der Aschermittwoch in der Ostkirche keine Bedeutung, da die Fastenzeit in der Ostkirche schon in der siebten Woche vor Ostern beginnt. Andere Namen für die Fastenzeit oder Fastenquadragese sind: Quadragesima, Quadragena, Quarentana, Quadragesimum major, Quadragesimum ante pascha, tempus quadragesimale, großes Fasten, lange Fasten, jejunium longum, jejunium quadragesimale, jejunium paschale, jejunia. In den reformatorischen Kirchen ist der Begriff Passionszeit gebräuchlich.


Historische Entwicklung und Symbolik der christlichen Fastenzeit bis zur Reformation
 Der Begriff Fastenzeit steht hingegen nur für die österliche Bußzeit. Sie beginnt am Aschermittwoch und endet in der Osternacht, der nächtlichen Vigil zum Osterfest. Auch in dem Fall sind 40 Tage Fastenzeit vorgesehen, wobei die Sonntage seit der Synode von Benevent (1091) nicht mehr dazu zählen. Nach einer anderen Zählweise erstreckt sich die Fastenzeit ebenfalls 40 Tage lang – was sich auf den Zeitraum von Aschermittwoch bis Palmsonntag bezieht und die Sonntage einschließt. Mit dem Palmsonntag beginnt die Heilige Woche, die nach der Zählweise als gesonderter Abschnitt gilt.Die christliche Tradition sieht zwei Fastenzeiten vor, denn eigentlich ist auch der Advent eine Fastenzeit. Der christliche Brauch lässt sich bis in das 4. Jahrhundert zurückverfolgen. ImMittelalter dauerte das Fasten vor Weihnachten 40 Tage und begann nach dem 11. November, dem Martinstag. Der Brauch, davor noch eine Martinsgans zu essen, stammt aus dieser Zeit.

Im Kirchenjahr geht die österliche Fastenzeit (Quadragesima) dem Osterfest voran, das das Konzil von Nicäa 325 auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond (in Jerusalem) festsetzte. Ostern ist deshalb ein beweglicher Festtermin, der in die Zeit zwischen den 22. März und den 25. April (die sogenannten Ostergrenzen) fallen kann. Der Termin der Fastenzeit ist beweglich und definiert sich im Verhältnis zu Ostern durch die Länge der Fastenzeit.

In Bezug auf das Fasten Jesu in der Wüste (Mt 4,2 EU) legte die Kirche die Länge der Fastenzeit auf 40 Tage und Nächte fest. Die in 40 Einheiten zu teilende Zeitspanne bezeichnet die erdzugewandte Vielfalt und kommt in der Bibel mehrfach vor: 40 Jahre wanderten die Israeliten durch die Wüste (Ex 16,35 EU), 40 Tage begegnete Mose Gott auf dem Berg Sinai (Ex24,18 EU), 40 Tage wanderte Elija zum Berg Horeb (1 Kön 19,8 EU), 40 Tage fastete Jesus in der Wüste (Mt 4,2 EU); (Lk 4,2 EU) und 40 Tage nach der Auferstehung zu Ostern feiert die Kirche Christi Himmelfahrt (Apg 1,3 EU).

Der Beginn der Fastenzeit liegt in der Westkirche auf einem Mittwoch, ursprünglich nach dem sechsten Sonntag vor Ostern (Invocavit). Als die Synode von Benevent (1091) die Sonntage in der Fastenzeit als Gedächtnistage der Auferstehung Jesu vom Fasten ausnahm, rückte deshalb der Beginn der Fastenzeit um sechs (Wochen-)Tage vor. Karneval, Fastnacht und Faschingenden seitdem am Dienstag nach dem siebten Sonntag vor Ostern (Estomihi) und die Fastenzeit beginnt mit dem folgenden Mittwoch, dem Aschermittwoch. Jene, die ihre Fastnacht nach der alten Fastenordnung vor der Regelung in Benevent (1091) feiern, begehen die „alte Fastnacht“, auch „Bauernfastnacht“ genannt, die immer in die geltende Fastenzeit fällt. Im Unterschied zur „alten Fastnacht“ wurde der neue Fastnachtstermin nach der neuen Fastenordnung „Herrenfastnacht“ genannt.

Im Mittelalter waren die Fastenregeln sehr streng. Erst 1486 erlaubte Papst Innozenz VIII. auch Milchprodukte in der Fastenzeit. Die im Christentum für Werktage gebotene Enthaltung von Fleischspeisen und von Tanzveranstaltungen wurde im 20. Jahrhundert merklich gelockert. Ansonsten wird Fasten in manchen Kirchen heutzutage oft auch als Verzicht auf Annehmlichkeiten verstanden, z. B. als „Autofasten“ oder „7 Wochen Ohne“.

Die Fastenzeit war in der Alten Kirche nicht nur eine Bußzeit, sondern auch eine wichtige Zeit für die Taufbewerber (Katechumenen), die damals nur einmal im Jahr, nämlich in der Feier der Osternacht getauft wurden. Sie wurden während der „vierzig Tage“ (Quadragesima) „Photizomenoi“ genannt, das heißt auf Griechisch „die erleuchtet werden“. In dieser Zeit intensiver Taufvorbereitung wurden sie eingeführt in das Mysterium von Tod undAuferstehung. In der heutigen Zeit, in der Erwachsenentaufen wieder häufiger vorkommen, finden in der Osternacht vielfach Taufen von erwachsenen Katechumenen statt.

Die Fastenzeit gilt als auch geschlossene Zeit oder „gebundene“ Zeit, denn in ihr waren bzw. sind die Christen an Verpflichtungen gebunden: Die Pflicht zum Fasten, d. h. zum Verzicht auf Fleisch, Milchprodukte (= Laktizinien), Wein und Eier, Mitfeier der Karwoche und des Osterfestes, Empfang des Bußsakramentes und des Altarsakramentes wenigstens in der österlichen Zeit.

Sonntage in der Fastenzeit 

 HauptartikelFastensonntag

Für die sechs Sonntage in der Fastenzeit sind folgende Bezeichnungen üblich, die sich mit Ausnahme von Palmarum von den Anfängen der lateinischen Antiphon zum Introitus ableiten:

  • Invocavit – Er ruft mich, darum will ich ihn erhören. (Ps 91,15 LUT)
  • Reminiscere – Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit! (Ps 25,6 LUT)
  • Oculi – Meine Augen sehen stets auf den Herrn. (Ps 25,15 LUT)
  • Laetare – Freuet euch mit Jerusalem! (Jes 66,10 LUT)
  • Judica – Gott, schaffe mir Recht! (Ps 43,1 LUT)
  • Palmarum – Palmsonntag (Joh 12,12–19 EU)

Der Merkspruch lautet: „Irechter Ordnung lerne Jesu Passion“. (Invocavit – Reminiscere – Oculi – Laetare – Judica – Palmarum)

Fastenzeiten in der römisch-katholischen Kirche 

Gebotene strikte Fast- und Abstinenztage sind in der katholischen Kirche der Aschermittwoch als Beginn der Fastenzeit und der Karfreitag, an dem die Kirche des Leidens und Sterbens Christi gedenkt. An diesen Tagen dürfen sich die katholischen Gläubigen nur einmal sättigen und ein weiteres Mal eine kleine Stärkung zu sich nehmen. Dem Abstinenzgebot müssen alle Gläubigen ab dem vollendeten 14. Lebensjahr folgen, dem Fastengebot alle Volljährigen bis zum Beginn des 60. Lebensjahres.Die vierzigtägige Fastenzeit der römisch-katholischen Kirche ist als österliche Bußzeit bestimmt. Sie dient ganz der Vorbereitung des Hochfestes Ostern. Daher bereiten sich in dieser Zeitspanne die Katechumenen auf ihre Aufnahme in die Kirche (durch die Sakramente Taufe und Eucharistie) vor, die schon Getauften hingegen durch innere Einkehr, Bußwerke und Fasten auf die Erneuerung des Taufversprechens und die Kommunion in der Feier der Osternacht. „Die Fastenzeit dauert von Aschermittwoch bis zum Beginn der Messe vom letzten Abendmahlam Gründonnerstag.“[1] „Am Karfreitag und gegebenenfalls am Karsamstag bis zur Osternachtfeier wird überall das Osterfasten gehalten.“[2] Dieses Osterfasten ist keine Bußübung, sondern ein Trauerfasten zum Gedächtnis der Passion Christi sowie seiner Grabesruhe und unterstützt die besondere Festfreude des Auferstehungstages Ostern.

In der Fastenzeit entfällt in erster Linie nach alter kirchlicher Tradition Fleisch. Schon weil nicht jeder Mensch dies als Verzicht empfindet, schlägt die Kirche für die österliche Bußzeit auch andere Formen der Askese und Buße vor. Viele Katholiken essen in der Zeit z. B. keine Süßigkeiten und entsagen Genussmitteln wie Kaffee, Tee, Alkohol oder Zigaretten. Andere dagegen schränken alltägliche Gewohnheiten wie Fernsehen, Musik hören oder Computerspielen ein und meiden Kneipen- oder Diskobesuche. An den Fastensonntagen wird, wie an allen Sonntagen, nicht gefastet. Die Gläubigen sind in der Fastenzeit angehalten, das Gebet intensiver zu pflegen und vermehrt an Gottesdiensten und Andachten (etwa der Kreuzwegandacht) teilzunehmen. Ebenso sollen sie mehr Werke der Nächstenliebe verrichten und Almosen geben.

Die bewusste Einschränkung soll vor allem eine Schulung des Geistes bewirken. Fastenzeit ist eine Zeit der Buße und der Umkehr. Daher sollen Katholiken wenigstens einmal im Jahr, wenn möglich während der österlichen Zeit das Bußsakrament und die heilige Kommunion empfangen. In den Gemeinden finden auch häufig besondere Bußgottesdienste statt, die jedoch den Empfang des Bußsakraments nicht ersetzen können.

In der Liturgie der Fastenzeit wird kein Halleluja gesungen, das Gloria nur an Hochfesten. Nach dem Gloria der Messe vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag bis zum Gloria in der Osternacht werden keine Glocken geläutet, sondern stattdessen Ratschen verwendet. Auch die Orgel schweigt in dieser Zeit. Ebenso gibt es bis auf den Sonntag Laetare in der Fastenzeit keinen Blumenschmuck in der Kirche. Ab dem 5. Sonntag der Fastenzeit („Passionssonntag“) werden Kreuze und Standbilder durch violette Tücher verhüllt. Die Retabeln von Triptychen und Flügelaltäre sind in der Fastenzeit häufig zugeklappt und zeigen die einfacher gestaltete Rückseite der Flügel. Diese Maßnahmen während der Fastenzeit verleihen dann dem Osterfest einen zusätzlichen Glanz.

Fasten außerhalb der Fastenzeit 

Vor den 1960er Jahren war der Verzicht auf Fleisch an allen Freitagen, auf die kein Hochfest fällt, für Katholiken verbindlich vorgeschrieben. Heute kann dieser Verzicht durch einen anderen Akt der Buße und des Verzichts ersetzt werden. Viele Katholiken, die eine engere Beziehung zu Gott aufbauen wollen, fasten aus persönlicher Frömmigkeit außer freitags zusätzlich noch mittwochs (vgl. Artikel Freitagsopfer).

Fastenessen 

Unter Fastenessen wird ein, vor allem in katholischen Pfarrgemeinden, Solidaritätsessen verstanden, das zum Ziel hat, die Gäste über die Situation und Projekte in der Dritten Welt zu informieren und für diese Projekte Spenden zu sammeln. Der solidarische Aspekt wird durch den Verzicht auf den klassischen Sonntagsbraten angesprochen. Stattdessen wird oft im Gemeindehaus ein einfacher Eintopf oder ein für Afrika, Lateinamerika oder Asien landestypisches Gericht verkauft oder gegen eine freiwillige Spende ausgegeben. Die Tradition des Fastenessen ist in vielen Pfarreien ein fester Bestandteil der Fastenzeit. Oft findet parallel ein Verkauf von Waren aus Eine-Welt-Läden statt.

 

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