Gesund älter werden im Betrieb

 

 

Ältere Beschäftigte häufig unterschätzt

 
Personalmanager unterschätzen oft das Potenzial älterer Beschäftigter für das Unternehmen. Ältere verfügen durchaus über vielfältige Fähigkeiten, Kompetenzen und Erfahrungswissen. Außerdem wird in einer Arbeitswelt, in der ihr Anteil steigt, die alters- und alternsgerechte Arbeitsorganisation immer wichtiger. Eine gute betriebliche Personalpolitik orientiert sich deshalb am Alterungsprozess der Arbeitskräfte.



Altersgerecht ist Arbeit, die sich an den spezifischen Fähigkeiten und Bedürfnissen der jeweiligen beschäftigten Arbeitsgruppen orientiert. Hierunter fallen zum Beispiel der besondere Schutz von Jugendlichen bei Schicht- oder Nachtarbeit oder besondere ergonomische Hilfestellungen bei altersbedingten Einschränkungen.

Eine Organisation bietet altersgerechte Arbeit an, wenn sie auf die Altersstruktur der gesamten Belegschaft abgestimmt ist. Sie berücksichtigt die Stärken und Schwächen aller Beschäftigtengruppen und den (voraussichtlichen) Alterungsprozess. Hierzu zählen zum Beispiel Weiterbildungsangebote, Gesundheitsschutz oder gesundheitsgerechte Verhaltensweisen.
 

Neuer Tarifvertrag für 130.000 Postmitarbeiter

 
Ein gelungenes Beispiel hierfür ist der Generationenvertrag der Deutschen Post DHL vom 5. Oktober 2011 mit der Gewerkschaft ver.di. Dieser Generationenvertrag ermöglicht älteren Beschäftigten die aktive Teilnahme am Arbeitsleben bis zum Erreichen der gesetzlichen Rente und sichert so das Wissen und die Erfahrung älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Betrieb.
 
"Wir möchten, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lange im Unternehmen arbeiten können, idealerweise bis zum Eintritt ins Rentenalter" sagt Walter Scheurle, Personalvorstand der Deutschen Post DHL. "Dafür waren wir bereit, mit diesem Tarifvertrag Neuland zu betreten."
 
Die Resonanz in der Mitarbeiterschaft ist durchgängig positiv, zumal es keine Kündigungen bis zum 31.12.2015 geben wird und das Unternehmen 1.500 Beschäftigte in unbefristete Arbeitsverhältnisse übernommen hat. Die aktuell 1.000 Auszubildenden können sich auf Anschlussverträge freuen.
 

Zeit = Geld 

 
Zeitwertkonten erlauben es, während der aktiven Arbeitsphase zwischen 2 und 30 Prozent des Bruttojahreseinkommens sowie Sonderzahlungen für eine Freistellungsphase anzusparen. Das Punktesystem ist nach Jahrgängen gestaffelt. So können auch ältere Beschäftigte das Modell beanspruchen. (bei dem in der Regel 55 Punkte erreicht werden müssen (ein Punkt entspricht einem Prozent des Jahresbruttoeinkommens))
 
Die Beschäftigten können auch Zeitwertkonten und Altersteilzeit kombinieren. Gegen Ende des Berufslebens können Beschäftigte ihre Arbeitszeit über einen Zeitraum bis zu 6 Jahren reduzieren. Danach gehen sie abschlagsfrei in Rente. Die darin enthaltene Freistellungsphase haben sie bereits über das zuvor angesparte Zeitwertkonto und zusätzlichen Aufstockungsleistungen vorfinanziert. Die zusätzlichen Aufstockungsleistungen kommen vom Arbeitgeber und aus einem Demografiefonds des Unternehmens.
 
Anteilige Lohnsteigerungen fließen in den Demografiefonds. Der Aufstockungsbetrag beträgt einkommensabhängig zwischen 79 Prozent und 87 Prozent. Dabei ist der Aufstockungsbetrag umso höher, je niedriger das Monatsentgelt liegt.
 
Die Freistellungen können auch für andere Lebensphasen genutzt werden, betont Scheurle. "Gemeinsam mit unserem Tarifpartner ver.di unterstützen wir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Pflege naher Angehöriger sind auch mit einer Freistellung über das Zeitwertkonto möglich. Sowie Auszeiten, so genannte "Sabbaticals", zur persönlichen Entfaltung."
 
Ziel: Gesund älter werden im Betrieb
 
Neben der Generationengerechtigkeit ist es dem Personalvorstand besonders wichtig, die Arbeitsbelastungen zu senken. "Unsere Beschäftigten haben überwiegend körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten zu verrichten. Wir versuchen permanent, Belastungsschwerpunkte zu identifizieren und Abhilfe zu schaffen. So wurden beispielsweise Zusteller mit E-Bikes (Elektrofahrräder) ausgestattet. Für unser betriebliches Gesundheitsmanagement wurden wir zum zweiten Mal in Folge mit dem "Corporate Health Award 2011" ausgezeichnet. Darauf sind wir stolz", so Scheurle.

Weitere Anregungen für altersgerechtes Arbeiten bietet die von der Bundesregierung geförderte INQA-Datenbank "Gute Praxis" mit vielen Beispielen von Unternehmen. Es sind solche Unternehmen, die für ihre Beschäftigten gesundheits- und leistungsfördernde Bedingungen schaffen. INQA (Initiative Neue Qualität der Arbeit) ist eine Gemeinschaftsinitiative von Bund, Ländern, Sozialpartnern, Sozialversicherungsträgern, Stiftungen und Unternehmen. Unter dem Dach von INQA arbeiten die Beteiligten an praktischen Lösungsvorschlägen für eine sichere, gesunde und wettbewerbsfähige Arbeitswelt.

Ein weiteres Beispiel für innovative Maßnahmen im Bereich Lade- und Gepäckservice ist der Frankfurter Flughafen. Das Unternehmen entlastet ältere Beschäftigte gesundheitlich bei der Arbeit.

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