Jana und Felix stehen mit ihrer Mutter im Eingangsbereich des JobCenters Neukölln. Sie warten darauf, dass sie endlich an der Reihe sind. Seit ein paar Monaten spielen die beiden ein Instrument. Jana lernt Gitarre, ihr jüngerer Bruder Posaune. Die Instrumente sind von Freunden geliehen, denn die Anschaffung der Instrumente würde die eigenen finanziellen Möglichkeiten übersteigen. Auch Notenhefte und der Unterricht kosten viel Geld. Das Bildungspaket kommt der jungen Mutter gerade recht.
Gemeinsames Lernen in einer Musikschule
Bedürftige Kinder wie Jana und Felix sollen in der Freizeit nicht ausgeschlossen sein, sondern mit ihren Freunden gemeinsam zum Sport, Kunst- oder Musikunterricht gehen können. Darauf haben sie ein Anrecht, betont Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. "Es lohnt sich, dass wir alle unsere Kraft für die Kinder und ihre Lebensperspektiven einsetzen", sagte die Ministerin beim Beschluss über das Bildungspaket im Bundestag. Das Gesetz ermöglicht, dass zum Beispiel der Beitrag für Musikunterricht in Höhe von bis zu zehn Euro im Monat übernommen wird. So können auch Jana und Felix nun den Unterricht in der Musikschule besuchen. Das war bislang zu teuer. Das Bildungspaket ermöglicht aber auch Zuschüsse zu Eintrittsgeldern bei Klassenausflügen und die Kosten für Nachhilfe, wenn es notwendig ist. Für die einzelnen Leistungen des Bildungspakets sind die Kommunen zuständig.
Der Bezirk unterstützt
Auch die Neuköllner Musikschule Paul Hindemith möchte das musikalische Interesse der Kinder fördern. Sozial schwache Schülerinnen und Schüler bekommen seit Jahren ebenso Ermäßigungen wie die besonders Begabten. "Unsere Aufgabe ist es, sie mit unseren pädagogischen Angeboten zu erreichen. Musikalische Förderung ist ein Teil von Integration", erklärt Musikschulleiter Daniel Busch.
Franziska Giffey, Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport, betont, dass zwar noch nicht alle Einzelheiten bei der konkreten Umsetzung des Bildungspakets geklärt seien. Dies sei aber kein Hinderungsgrund, zum Beispiel mit dem Musikunterricht zu beginnen. "Rund 23.000 Kinder sind in Neukölln betroffen, das ist natürlich ein enormer Verwaltungsaufwand", sagt die junge Politikerin.
Die Studentin Larissa Jenne nimmt seit einigen Monaten Unterricht in der Neuköllner Musikschule. "40 Euro bezahle ich für eine halbe Stunde Cello-Einzelunterricht, für mich ist das schon happig, bei Familien mit Hartz IV ist das kaum zu finanzieren", meint sie. Ermäßigungen seien da sehr nötig, folgert die Cello-Schülerin. Am Wichtigsten ist für sie aber, dass Kinder für Musik begeistert werden.
Musik macht Freude
Um auch bildungsfernere Kinder an die Musik heranzuführen, arbeitet die Musikschule Neukölln mit den Kindertagesstätten zusammen. "Entweder kommen die Kita-Gruppen in die Musikschule oder ein Musikschullehrer kommt in die Kita", erklärt Musikschulleiter Daniel Busch.
Jana und Felix sind von Musik begeistert. Sie üben auf ihren Instrumenten fleißig Tonleitern und die Armhaltung. "Das ist manchmal ganz schön anstrengend", gibt die ältere Schwester zu und grinst ihren Bruder an.
Die Mutter der beiden hat die monatlich insgesamt 20 Euro schon beantragt. Der Bezirk Neukölln überweist diesen Betrag dann direkt an die Musikschule. Bald geht dort der Unterricht für Jana und Felix los - wahrscheinlich als Gruppenunterricht. Darauf freuen sie sich, denn dabei können sie nicht nur neue Freunde kennenlernen, sondern gleich auch gemeinsam Musik machen. Und Geld für Sport ist außerdem übrig. Denn trotz Posaune - so ganz ohne Fußball geht es bei Felix nicht.