"Jeden Morgen gerne zur Arbeit"

 

 

Mit "Unterstützter Beschäftigung" integriert die Bundesagentur für Arbeit (BA) behinderte Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Seit Anfang 2009 gibt es das Programm. Schon jetzt ist klar: Unterstützte Beschäftigung ist ein Erfolg. 
 

 

 
Lisa Franz fährt jeden Morgen mit dem Bus zur Arbeit nach Berlin-Spandau. Dort zieht sie sich ihre Arbeitskleidung an – rote Krawatte und Schürze, schwarze Bluse. Um halb 11 beginnt sie ihren Dienst im Restaurant Kastaniengarten des Integrationsbetriebes Hotels Christophorus. Meistens fegt sie als erstes den Boden, führt Buch über die Spirituosen, wäscht Geschirr. "Ich gehe jeden Morgen gerne zur Arbeit. Ich wäre sehr traurig, wenn ich hier nicht mehr arbeiten könnte", erklärt die 19-Jährige.
 

Unterstützter Arbeitsplatz

 
Lisa Franz ist motorisch und lernbehindert. Doch mit Unterstützter Beschäftigung, gefördert durch die Bundesagentur für Arbeit, kann sie am Arbeitsleben teilhaben. Unterstützte Beschäftigung richtet sich an behinderte Menschen, die einen besonderen Unterstützungsbedarf haben. Teilnehmer der Initiative sind behinderte Schulabsolventen und Erwachsene, die im Laufe ihres Lebens eine Behinderung erfahren haben.  Bei Unterstützter Beschäftigung handelt es sich um eine individuelle betriebliche Qualifizierung in Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) unterstützt damit die Schaffung sozialversicherungspflichtiger  Arbeitsplätze . "Arbeit ist in unserer Gesellschaft sehr wichtig. Natürlich wollen auch behinderte Menschen gebraucht  werden, einen Beitrag  leisten. Sie wollen Anerkennung erfahren", erklärt Jana Block, Programmberaterin in der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit. Sie ergänzt: "Wir hören heute oft von einem Fachkräftemangel, da können wir es uns nicht leisten, die Fähigkeiten und Fertigkeiten  behinderter Menschen brach liegen zu lassen".
 

Trainer helfen im Arbeitsalltag

 

Langsam und vorsichtig balanciert Lisa Franz ein Tablett mit Gläsern auf ihrer rechten Hand. Einen Tisch hat sie mit Kastanien und roten Laubblättern geschmückt.  Dort sitzt Kathleen Wezel. Sie kommt einmal in der Woche für etwa zwei Stunden zu Besuch. Wezel ist Qualifizierungstrainerin bei Lebenswelten e. V. im Projekt JobMotor. Die Rehabilitationseinrichtung betreut Teilnehmer in  Unterstützter Beschäftigung im Auftrag der BA. "Ich übe mit Lisa Franz zum Beispiel einzelne Arbeitsschritte; wir überlegen, welche Aufgaben ihren Fähigkeiten entsprechen oder wo Probleme liegen", sagt die Sonderpädagogin. Bei größeren Veränderungen der  Aufgaben oder bei neuen Praktika verbringt die Qualifizierungstrainerin manchmal ganze Tage im Betrieb. Außerdem haben die Teilnehmer einmal in der Woche einen Projekttag.  Sie behandeln Themen rund um das Arbeitsleben wie Konflikte, Pausengespräche, Arbeitsschutz oder sie vertiefen ihre Kenntnisse aus dem Praktikum.
 

Ziel: Jobangebot

 

Die Teilnehmer der Unterstützten Beschäftigung werden rund zwei Jahre in Betrieben qualifiziert. Egal ob Handwerksbetrieb, Supermarkt oder Restaurant – die behinderten Menschen arbeiten in verschiedenen Branchen. Im Idealfall werden sie im Anschluss in ein Arbeitsverhältnis übernommen. Bei Bedarf begleitet ein Qualifizierungstrainer sie auch nach Abschluss des Arbeitsvertrages. Für die weiterführende Berufsbegleitung  gibt es keine zeitliche Beschränkung.
 
Für den Erfolg der Unterstützten Beschäftigung ist auch der Einsatz der Betriebe wichtig. Restaurantfachfrau Steffi Janecek betreut Lisa Franz bei ihrer täglichen Arbeit. Die Unternehmen bekommen aber auch sehr viel von ihren besonderen Arbeitskräften zurück. "Lisa ist immer gut gelaunt und motiviert. Außerdem ist sie uns eine große Hilfe", meint Janecek.
 
Um halb vier hat Lisa Franz Feierabend. Sie fährt mit dem Bus nach Hause. Derzeit wohnt sie bei ihren Eltern. Bald will sie sich eine eigene Wohnung suchen. "Das mache ich, wenn ich richtig angestellt bin", sagt sie.
 
 

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