Bildung lohnt sich

 

 "Die Studenten kosten uns ein Vermögen und später fahren sie Taxi!" Solche Sprüche hört man mitunter. Aber sie sind vollständig falsch, wie die aktuelle Studie "Bildung auf einen Blick" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt. Hochqualifizierte verdienten 2008 im Schnitt 75 Prozent mehr als Erwerbstätige, die nur über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen.
 
Eine gute Ausbildung rentiert sich aber auch für den Staat. Hochqualifizierte zahlen mehr Steuern und Sozialabgaben und sind seltener arbeitslos. So bringt ein Studienabsolvent in seinem Berufsleben dem Staat 155.000 Euro mehr ein, als seine Ausbildung und kürzere Erwerbszeit kosten.
 
In keinem anderen der 20 OECD-Länder, für die diese Daten vorliegen, ist die öffentliche Rendite aus einer Ausbildung an einer Fachschule, Fachhochschule oder Hochschule höher als in Deutschland.
 

Motor für individuelle Lebenschancen

 
Der Bericht lobt den Anstieg der Studienanfängerzahlen, die im vergangenen Jahr bei 43 Prozent der Schulabgänger lag. Wie attraktiv deutsche Hochschulen sind, zeigt sich an der Zahl der Studierenden aus dem Ausland. Deutschland liegt bei der Beliebtheit mit Frankreich an dritter Stelle hinter den USA und Großbritannien.
 
Im Vergleich zu anderen Ländern investiert Deutschland aber nach wie vor zu wenig in die Bildung. Dies ist allerdings auch ein Effekt des Berechnungsverfahrens. So werden etwa die Ausbildungsvergütungen sowie Kosten für betriebliche Weiterbildung und Volkshochschulen von der OECD nicht zu den Bildungsausgaben gerechnet.
 
Mehr Geld sei wichtig, betont der Bericht. Allerdings bedarf es auch der richtigen Konzepte, Strukturen und Anreize. Angesichts der demografischen Entwicklung darf sich Deutschland mit dem derzeitigen Stand nicht zufrieden geben. Immer mehr Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen von 1950 bis 1960 gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand, so dass ein Fachkräftemangel droht.
 
Deshalb gilt es, alle Potenziale zu nutzen - vor allem, junge Menschen aus einkommensschwachen und bildungsfernen Schichten zu einem Studium zu motivieren. Darüber hinaus sollte der Übergang von der beruflichen Ausbildung in ein Studium erleichtert werden.
 
Alle Länder haben sich auf dem Bildungsgipfel dazu verpflichtet, Möglichkeiten für diesen Übergang zu schaffen. Bisher haben die Bundesländer Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachen derartige Regelungen verabschiedet.
 

Berufsbildungssystem genießt hohes Ansehen

 
Erstmals befasste sich die OECD in einer separaten Studie mit dem dualen Ausbildungssystem in Deutschland. Dabei lobte sie, wie gut das System ausgebaut ist und wie Lernen im Betrieb mit dem Lernen in der Schule verbunden sind.
 
Die größte Stärke des Systems ist das hohe Maß an aktivem Engagement der Arbeitgeber und der anderen Sozialpartner. Durch eine enge Vernetzung und Kontrolle ist gewährleistet, dass kurzfristige Bedürfnisse der Unternehmen sich nicht auf die Ausbildung auswirken.
 
Bundesbildungsministerin Annette Schavan bedankte sich für die Analyse der Berufsbildung als Flaggschiff des deutschen Bildungssystems. "Es sticht eine Zahl heraus", sagte sie, "Die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland ist halb so hoch wie im internationalen Schnitt. Sie liegt deutlich unter 10 Prozent. Das wäre nicht erklärbar, wenn die duale Ausbildung nicht so gut wäre."
 

Übergang verbessern

 
Die OECD betont allerdings, dass es für einige Schülerinnen und Schüler schwierig sei, von der allgemeinbildenden Pflichtschule zur beruflichen Ausbildung zu wechseln. Immer noch gingen zu viele in ein Übergangssystem statt direkt in eine Ausbildung.
 
Um die Zahl dieser Jugendlichen deutlich zu senken, hat das Bundesbildungsministerium sein Programm "Bildungsketten" gestartet. Es setzt schon in der 7. Klasse an und will Schülerinnen und Schüler begleiten, die Lern- und Orientierungsschwierigkeiten haben.
 
Insgesamt hat sich seit der letzten Studie die Situation deutlich verbessert, da durch den Bildungsgipfel von Bund und Ländern viel geschehen ist. Den Bericht bewertet die Bundesbildungsministerin insgesamt positiv. Schavan: "Er ist Bestätigung für Schwerpunkte, die wir gesetzt haben", sagte sie. Zugleich sei er Ansporn, diesen Kurs nicht zu verlassen.

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