Im besten Alter.Immer!

 

 

Zu jung? Zu alt? Jeder fünfte Mensch in Deutschland hat schon Situationen erlebt, in denen er wegen seines Alters benachteiligt wurde. Viele halten das für normal und nehmen Ungleichbehandlungen wegen des Alters allzu oft hin. Umso wichtiger ist es, dass die Menschen wissen: Willkürliche Benachteiligungen wegen des Lebensalters verstoßen gegen geltendes Recht. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat 2012 deshalb zum Themenjahr gegen Altersdiskriminierung ausgerufen.

Unter dem Motto "Im besten Alter. Immer" sollen zahlreiche Veranstaltungen ermutigen, aufklären und Verbesserungsvorschläge machen. "In unserer älter werdenden Gesellschaft werden die Themen Generationengerechtigkeit und Altersdiskriminierung immer wichtiger", erklärte die Antidiskriminierungsbeauftragte Christine Lüders bei einer Pressekonferenz zum Auftakt des Themenjahres: "Nie gab es eine so aktive, gebildete und wohlhabende Generation 60plus wie heute, doch in den Schlagzeilen dominieren weit und breit die negativen Altersbilder. Und das Schlimme ist, sie prägen auch unsere Wirklichkeit." Es gebe viele Beispiele für konkrete Altersdiskriminierungen, sagte Lüders. Genau hinsehen müsse man, wenn in Stellenanzeigen Mitarbeiter für ein "junges, dynamisches Team" gesucht würden oder wenn einer älteren Patientin der Antrag auf eine Reha-Maßnahme verweigert werde mit der Begründung, ihre Arbeitsfähigkeit müsse nicht wiederhergestellt werden.

Altersgrenzen auf den Prüfstand

Gleichzeitig erleben aber auch junge Menschen Altersdiskriminierung. So erhalten jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Berufserfahrung zuweilen weniger Gehalt oder Urlaubstage als ältere Beschäftigte mit gleicher Qualifikation, werden unterschätzt oder bei Beförderungen nicht berücksichtigt.

Altersgrenzen in Gesetzen, Verordnungen und Tarifverträgen müssten auf den Prüfstand, forderte Lüders. Feste Altersgrenzen seien allzu oft willkürlich und richteten mehr Schaden an, als sie nutzten. Zugleich regte Lüders eine Änderung des Grundgesetzes an. Artikel 3 schütze vor Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der Herkunft oder der Religion. An dieser Stelle auch das Alter aufzuzählen sei eine naheliegende und sinnvolle Ergänzung.

Preis für gute Unternehmenspraxis

Vorgenommen hat sich Lüders für das Jahr 2012 ein recht umfangreiches Programm. So wollen sie und ihr Team gute Praxis in Unternehmen auszeichnen. Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit soll ein Preis ausgelobt werden für Unternehmen, die in vorbildlicher Weise Ältere berücksichtigen. Weiterhin will Lüders einen Leitfaden für Unternehmen erstellen lassen, der anhand von einfachen Beispielen zeigt, wie gut altersgemischte Teams funktionieren und welchen Profit ein Unternehmen davon hat.

Handlungskatalog mit konkreten Verbesserungsvorschlägen

Unter dem Vorsitz des ehemaligen Bremer Bürgermeisters Henning Scherf wird eine überparteiliche Kommission bis zum Jahresende einen Aktionsplan gegen Altersdiskriminierung erarbeiten. Sie soll im Dezember ihren Abschlussbericht vorlegen. "Wir wollen versuchen, einen Handlungskatalog zu erarbeiten, in dem wir so konkret wie möglich vorschlagen, was geändert werden kann", beschrieb Scherf auf der Pressekonferenz das Ziel seiner Kommission.

Prominente engagieren sich

Als Botschafterinnen und Botschafter gegen Altersdiskriminierung engagieren sich neben Henning Scherf weitere Prominente: der Musiker Peter Maffay, die Schauspieler Uschi Glas, Maren Kroymann, Liz Baffoe und Axel Pape, der Publizist Sven Kuntze.

Sie werden sich an der deutschlandweiten Aktionswoche gegen Altersdiskriminierung beteiligen. Vom 23. bis 29. April soll in jedem Bundesland eine Veranstaltung mit Partnerorganisationen, Schulen, Mehrgenerationenhäusern, Unternehmen, NGOs und Kulturstätten stattfinden. Sie sollen zu einem Generationen übergreifenden Dialog anregen und für das Thema Altersdiskriminierung sensibilisieren.

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